QRSS - Erste Erfahrungen mit Signalen tief im Rauschen

Seit ich zum ersten Mal die Webseite von Clint Turner, KA7OEI, besuchte bin ich fasziniert von der Möglichkeit Signale zu empfangen die tief im Rauschen verborgen sind. Erste Experimente machte ich im letzten Herbst und Winter mit den populären neuen Betriebsarten wie PSK, MFSK oder Feldhell. Damals schon wuchs mein Interesse an den Modi, die darüber noch hinaus gehen, was die kleinste verwendete Leistung und die auswertbaren Signalstärken, betrifft. Bei guten Bedingungen ist es sicher mehr oder weniger möglich Signale zu dekodieren die knapp über oder unter dem Rauschen liegen. Häufig sind diese Modi jedoch starken Störungen (QRM/QRN und QSB) ausgesetzt die eine Kommunikation oftmals zum Erliegen bringt. Ich habe bestimmt dutzende QSO's im Log die ich nicht beenden konnte, obwohl zu Beginn des QSO's einwandfreie Lesbarkeit des Signals herrschte.

Diesen Winter habe ich mir vorgenommen, die Möglichkeiten der Kommunikation bei Signalpegeln die weit unter dem Rauschen (bis -20db) liegen, auszutesten. Eine Betriebsart die mir, bei allem was ich darüber in Erfahrung bringen konnte, dabei am Aussichtsreichsten erscheint ist QRSS.

Was ist QRSS?

QRSS is extrem langsame Telegrafie, mit Punktlängen von 3 Sekunden und mehr. QRSS leitet sich ab von der Q-Gruppe QRS "Verringeren sie ihre (Gebe-)Geschwindigkeit". Da die Signale nicht hörbar sind, muß eine andere Möglichkeit her um sie Auszuwerten. Dazu bedient man sich der Hilfe von Programmen die ein Signalspektrum mittels Fast-Fourier-Transformation aufbereiten und auf dem PC darstellen. Auf der Webseite von Rik, ON7YD, Extreme narrow bandwidth techniques ist die Theorie und Praxis sehr schön beschrieben und illustriert. Als Software kommt hier meistens ARGO von Alberto, I2PHD und Vittorio, IK2CZL. www.weaksignals.com zur Anwendung. Zum Senden verwende ich das Programm QRS von Rik Strobbe, ON7YD. Beide Programme sind einfach zu installieren und bieten sehr viel Funktionalität. Ein sehr leistungsfäiges Programm ist Spectrum Lab von Wolf, DL2YHF, welches durch seine hohe Flexibilität kaum Wünsche offen läßt.

Was man sonst noch braucht?

Natürlich einen T/RX, ein Interface für die Soundkarte, sowie ein CW Keying Interface. Wer bereits in den digitalen Betriebsarten QRV ist hat die Vorraussetzungen dafür bereits erfüllt. Hier die bei mir bewährte Schaltung. Sie bietet vollständige optische Isolierung und passt in ein Sub-D 9 Gehäuse. Auch das Programm QRS von ON7YD enthält einige Schaltungsvorschläge.

Der Transceiver muß so stabil wie möglich sein, freilaufende VFO's erfüllen diese Anforderungen nicht. Zusätzlich sollte die Ausgangsleistung des Transceivers einstellbar sein, am Besten wäre stufenlos von 0-1 Watt. Höhere Leistungen werden nicht benötigt und wären eher kontraproduktiv da sie nur QRM bei engbenachbarten Stationen erzeugen würden. Ein Zustand wie er sich heute leider schon im PSK/Digital Segment der Bänder überdeutlich zeigt.

Da es bei QRSS darauf ankommt so genau wie nur möglich die Frequenz bei einem Sked zu treffen empfiehlt es sich den TRX anhand eines bekannten Signals zu "eichen". Bei mir hat sich die QRP Bake, OK0EU , auf 3594,5 khz als sehr hilfreich erweisen. Diese Bake sendet mit 1 Watt und einer extrem hohen Stabilität von 2·10-10. Der Abgleich muß anhand des eingestellten Mithörtons erfolgen. Beträgt dieser 650Hz dann muß die Bake bei 650Hz im Spektrogramm erscheinen. Die Anzeige im TRX sollte dann 3594,50 Khz anzeigen. Falls das nicht der Fall ist muß man die Differenz zur angezeigten Frequenz entweder Addieren oder Subtrahieren. Bei meinem K2 ist die Differenz z.B. 110Hz. OK0EU ist bei 3594,61khz im Display genau bei 650Hz im Spektrum. Wenn mein neuer Zähler mit OCXO fertiggestellt ist werde ich den K2 nochmal nachgleichen müssen.

QSO und QRSS

Die Betriebstechnik unterscheidet sich in vielen Punkten vom normalen CW-QSO. Bei Punktlängen von 3 Sekunden und mehr dauert ein QSO von 30 Minuten bis zu mehreren Stunden. Die wichtigste Regel sollte sein so wenig wie möglich zu senden und dabei so eindeutig wie nur irgend möglich zu sein. Natürlich kann man bei stabilem Signalen auch etwas mehr ins Detail gehen nur wird das bei QRSS nicht die Regel sein.

Ein QSO könnte z.B. so aussehen:

DL1XY : CQ DL1XY DL1XY K

DF1ZZ : DL1XY DF1ZZ MM K

DF1ZZ kann DL1XY lesen, aber nicht zu 100% daher gibt er als Rapport "M"

DL1XY : ZZ R OO K

DL1XY kann DF1ZZ perfekt lesen deshalb gibt er auch nur den Suffix des Rufzeichens denn beide beide kennen ja jetzt das Call der jeweiligen Gegenstation. Es folgt der Rapport "OO". "O" bedeutet 100% jedes Zeichens sind decodierbar. Es gibt noch den Rapport "T" , sichtbar aber nicht lesbar.

DF1ZZ: XY RR SK

DL1XY antwortet mit "R" und "SK". Damit ist das QSO beendet. Trotz dieser extrem knappen Übertragung dauert ein QRSS QSO trotzdem schon länger als 30 Minuten.

Solange es keine Anruffrequenzen für QRSS/QRPP gibt, ist es sinnvoll eigene Aktivitäten per Internet auf einer der üblichen QRP oder CW Mailinglisten anzukündigen. Auf der Seite der QRSS Knights finden sich aktuelle Informationen zu laufenden bzw. angekündigten Aktivitäten. Mittlerweile existieren 3 Frequenzen auf denen QRSS bzw. DFCW zu beobachten ist:
80m 3,585 kHz (3,585.000 - 3,585.099)
40m 7,037 kHz (7,037.000 - 7,037.099)
30m 10,140 kHz (10,140.000 - 10,140.099)

Meine ersten Schritte

Meine ersten Versuche habe ich auf 160m erstmal erfolglos abgebrochen, meine Antenne (25m Langdraht) ist für dieses Band eher "suboptimal". Erschwerend kommt noch hinzu dass ich sie nicht unter ein VSWR von 3,5:1 abstimmen kann. Die nächsten Tests wurden deshalb ins 80m Band verlegt. Ein bekannter QRP OP, Konstantin, RK1NA, mit dem ich schon mehrere 2xQRP QSO's hatte zeigte sich ebenfalls interessiert. An 3 Tagen hatten wir zu unterschiedlichen Zeiten Skeds vereinbart, konnten aber keine Verbindung herstellen. Am Morgen(0500UTC) des 20.11.2003 hatten wir wieder einen Sked vereinbart und diesmal glückte die Verbindung. Hurra! Unser erstes QRSS/QRPP QSO hatte wir geschafft. Meine Sendeleistung betrug 750mw und Konstantin hatte nach dem ersten Durchgang 250mw Output aus seinem FT-817. Das QSO hat rund 45 Minuten gedauert! Zu Hören war absolut nichts ausser dem üblichen Rauschen sowie dem QRN und den lokalen Störungen (Spratzer von den Hochspannungsisolatoren, Schaltnetzteile usw.) wie man den Screenshots entnehmen kann.


In einer kleinen Bildergalerie habe ich einige Bilder von empfangenen Stationen abgelegt.

Meine Experimente werden fortgesetzt und die Ergebnisse werden hier auf dieser Seite dokumentiert. Es empfiehlt sich daher öfter vorbei zu schauen.

0

  Home E-Mail an DL2WRJ E-Mail